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29.03.22 – Paracyclingtraining auf Lanzarote (Spanien)

Text: Walter Ablinger

RSC heindl Biker kurbelten im dreiwöchigem Trainingslager im „Handbikeparadies“ Lanzarote

Die unsichere Lage, wegen neuen Vorschriften, bei der Buchung machte das Vorhaben „Wintertrainingslager auf der Kanareninsel“ zwar nicht einfach, das beauftragte Reisebüro leistet aber optimale Vorbereitungsarbeit. Man merkte von Anfang an, dass die zuständige Dame schon oft Pauschalreisen für Menschen mit Behinderung gebucht hat.

Obwohl wir im Vorfeld gut informiert waren ist ein Teil der Gruppe ohne Gesundheitsregistrierung bei den spanischen Behörden am Flughafen in München erschienen. Das hätte die Gruppenreise fast gespalten. Mit Hilfe des Flugpersonals konnten aber die letzten Hürden beseitigt werden und wir starteten am 20. Februar um 06:05 Uhr in Richtung Arrecife, der Hauptstadt von Lanzarote.

Mit an Bord die vier ambitionierten RSC heindl Handbiker, Conny Wibmer, Ernst Bachmaier, Christoph Stadlbauer und ich (Walter Ablinger). Noch bei der Anreise der erste Schreckmoment. Unser Teamkollege macht uns aufmerksam darauf, dass wir unsere Autos in einer VIP-Garage abgestellt hatten und dass das mit hohen Kosten verbunden sei. Auch er ist schon mal über die schlechte Beschilderung und die teuren Parkgebühren gestolpert. Als VIP-Parkplatz stellt man sich eigentlich eine Garage mit roten Teppich, einen Butler der das Fahrzeug einparkt, reinigt und poliert und das Gepäck zum Schalter transportiert vor – das war nicht der Fall. Im Gegenteil, die Garage hat eher einen etwas „abgefuc…“, verlassenen Eindruck gemacht. Auf alle Fälle waren wir nach einigen Telefonaten mit der Parkzentrale am Flughafen München bemüht, unsere Autos durch Familienangehörige in andere Garagen umpacken zu lassen.
Reguläre Preise für diese Garage von etwa 2.500,- Euro für drei Wochen war uns dann doch zu viel.

Gut in Lanzarote angekommen empfing uns „mittelprächtiges“ Wetter, angenehme Temperaturen, anfänglich mäßig Wind, relativ gute Straßen, eine sehr schöne, geräumige, behindertengerechte Hotelanlage (mit freundlichen Personal und man merkte die langjährigen Kontakte zum Geschäftsführer – ein Upgrade in den Premiumbereich beim Essen) sowie sehr, sehr aufmerksame Verkehrsteilnehmer und viele Handbiker aus anderen Nationen.
So z.B. das deutsche und das französische Nationalteam, Niederländer und Slowenen,… Scheint echt ein bevorzugter Wintertrainingsort für Behindertenradsport zu sein. Manche verbringen sogar den ganzen Winter auf den Kanaren.

Die von unserem Trainer, Christoph Etzlstorfer, abgestimmten Trainingsvorgaben waren in dieser Gegend gut abzuwickeln und natürlich sehr fordernd aufgebaut. Meist mit drei Tagen umfangreicher, intensiver Belastung und dann einem darauffolgenden Ruhetag. Wobei der Ruhetag für Krafteinheiten im Hotel-Gym und für Regenerationsausfahrten genutzt wurde.

In der zweiten Woche kam dann leider etwas böiger Wind, bis zu 80km/h auf, was das ganze naturgemäß nicht einfacher machte, aber doch noch erträglich und der Defektteufel schlich sich ein.
Neben harmlosen „Plattfüßen“, die relativ leicht zu reparieren sind, hatte Ernst leider einen irreparablen Schaden an der Gabel. Mit „Innviertler Rohkraft“ hat er das Carbonteil geschrottet. Die notdürftige Reparatur hat leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht und so musste Ernst und sein Betreuer, der frühere Rad-Landestrainer Charly Hammerschmid, die vorzeitige Rückreise antreten.

Conny hat ihr Programm sehr konsequent, vorbildlich und mit viel Fleiß bis auf das letzte Detail sehr gut abgewickelt. Respekt an sie – sehr ehrgeizig – sie hat viel Potential und ich hoffe, das lässt sich früher oder später in Ergebnissen darstellen.

Auch Christoph ist sehr motiviert und da wir in derselben Behinderungsklasse antreten, konnten wir auch einige Einheiten, Intervalle und Trainingsvorgaben zusammenfahren. Wenn er so weiterkurbelt, wird er mich (vielleicht) bald ablösen können – bleib dran Christoph! – bis zu den Paralympics in Paris 2024 sind es nur mehr 885 Tage !!!

Nach unserem, teils ungeplanten, teils vorgebuchten „Urlauberwechsel“ waren wir nach 14 Tagen nur mehr drei Handbiker (Stadlbauer, Gritsch und ich) in der Gruppe.
Ernst, Conny, Hörmann Hari und Charly mussten die Heimreise antreten, das Betreuerpersonal mit Physio Petra Gettinger und Peter Gaisbauer (mit Lebensgefährtin Anita) wurde aufgestockt und dadurch entstand eine andere Dynamic mit mehr Urlaubsfeeling. Was nicht heißen sollte, dass unsere Ambitionen darunter eingebremst waren.

In Summe habe ich also in den Tagen auf Lanzarote insgesamt 68 Std., 1.325km mit 15.095hm im Handbike verbracht. Für mich waren aber die größten Ambitionen, wieder „Freude am Fahren“ nach meinem Trainingsunfall im September zu bekommen und nach mittlerweile 13 vollen „Profisaisonen“ war es mein erstes, sehr gelungenes Wintertrainingslager außerhalb meiner Kellerwände.

Danke an alle beteiligten für die kollegialen, freundschaftlichen Stunden
Mein Fazit: „Sehr empfehlenswert und vielleicht nächstes Jahr wieder“