16.06.23 – Sport Austria Finals – Rollstuhl-Rugby Staatsmeisterschaften

Text: David Kühhas

Fotos: © Sport Austria / GEPA Pictures

Danube Steelers erringen Vizemeisterschaft im Rahmen der Sport Austria Finals

Am 11. Juni 2023 kam es zu einem absoluten Novum in der Historie des österreichischen Rollstuhlrugbys: Erstmals ging der Finaldurchgang eingebettet in die Sport Austria Finals, in deren Rahmen mehr als 6500 Sportler in 37 unterschiedlichen Sportarten von 07. bis 11. 06.2023 in Graz ihre Meister kürten, über die Bühne.

Die üblichen Verdächtigen stellten sich dem Kampf um die Krone: Die Rugbybulls trachteten danach, die vermeintliche Papierform nach der Vorrunde, unterstützt von zwei starken und arrivierten italienischen Legionären, (Paolo Macaccaro / 3.5-Punkte und Nicolò Toscano / 3.0-Punkte) auf den Kopf zu stellen und dank eines absoluten Überraschungscoups wider Erwarten in das große Finale um den Rugby-Thron einzuziehen. Niederösterreich schickte sich an die Gunst der Stunde zu nutzen, und sich für die erlittene Niederlage im Vorrundenspiel gegen die Steelers im direkten Aufeinandertreffen um den Finaleinzug zu revanchieren.

Auf Seiten der Danube Steelers versuchten folgende Akteure diesen Angriff abzuwehren: Nick Jurik (1.0), David Kühhas (1.0), Sarah Obermayr (1.5), Dominik Perner (1.5), Petr Oppenauer (1.5), Christian Jurik (2.0).

Das Antreten unseres tschechischen Legionärs sei an dieser Stelle nochmals gesondert erwähnt und positiv hervorgehoben. Schließlich kann es als alles andere als selbstverständlich angesehen werden, samstags noch in Prag an der tschechischen Meisterschaft teilzunehmen, nur um wenige Stunden darauf in Graz alles für die Farben der Steelers zu geben. Wir wissen dieses Engagement überaus zu schätzen!

Noch vor dem Tip-Off sollte sich vieles anders darstellen als ursprünglich angenommen. Die Four Aces aus Niederösterreich plagte eine ausgewachsene Personalnot, wodurch letztlich nur noch ein einziger ihrer Spieler verblieb. Im Lichte dessen wurde eilig eine Not-Equipe zusammengestellt, die sich aus einem italienischen Lowpointer, einem Steirer, einer Salzburgerin sowie dem einzig verbliebenen Ass, Christian Binder, zusammensetzte. Diese außergewöhnliche Konstellation hatte zur Folge, dass die Four Aces nur außerhalb der Wertung antreten konnten, wodurch wir am grünen Tisch vorab ins Finale einzogen.

Dessen ungeachtet zeigte unsere Starting Four (Obermayr, Perner, Oppenauer, Jurik C.) auf dem Court von Beginn weg in eindrucksvoller Manier, „wo der Bartl, den Most herholt“. Die bunt zusammengewürfelte Truppe auf der Gegenseite hatte mit unserer konsequent vorgetragenen Presse ihre liebe Not. So hatten wir von Anfang an das Geschehen im Griff und diktierten es nach Belieben. Die Umstände erlaubten es, die Ersatzspieler sehr frühzeitig ins Spiel bringen zu können. Diese machten auf sich aufmerksam und zeigten sogleich, dass mit ihnen in dieser Gesamtgemengelage zum einen zu rechnen war, zum anderen zweifelsfrei ebenso, dass auf sie absolut Verlass war. Weite Teile der Begegnung wurden unsererseits mit einem 5.5-oder einem 5.0-Line up bestritten. Vieles funktionierte wie gewünscht, zum erforderlichen Maß an Aggressivität und Einsatzfreude gesellten sich an mancher Stelle Spielwitz und Eleganz. Andererseits war nicht alles Gold, was glänzt: Ungewohnte Unkonzentriertheiten führten in einzelnen Sequenzen zu erheblicher Konfusion bei allen Beteiligten auf dem Spielfeld. Hier ist definitiv ein Mehr an Konzentration und Fokus einzumahnen.

Am Ende einer Begegnung, bei der sich die Frage nach dem Sieger, trotz wirklich wacker und aufopferungsvoll kämpfender (Aushilfs-)Aces nie wirklich stellte, leuchtete bei Ertönen der Schlusssirene ein überzeugendes 49 : 21 von der Anzeigetafel.

Im 2. Halbfinale kreuzten die Rugbybulls aus Salzburg und die gastgebenden Steirischen Eichen, ihres Zeichens der große Turnierfavorit, die Klingen. Wenngleich das verstärkte Schlusslicht aus der Mozartstadt in einigen Sequenzen zu überzeugen und zu gefallen wusste, es gerade zu Beginn gut Paroli bot, gelang es Maier, Müller & Co nicht wirklich die „Eichen“ beträchtlich ins Wanken zu bringen. Endstand: 48 : 36!

Bevor es für uns um Titelehren ging, baten die Bulls die Four Aces noch zu einem heiß umkämpften, tollen Fight auf das Parkett. Die zum Vergleich zum Vormittag in veränderter Zusammensetzung antretenden Niederösterreicher vermochten diese Begegnung lange Zeit, bis tief hinein in den Schlussabschnitt offen zu gestalten und begegneten ihren Kontrahenten absolut auf Augenhöhe. Erst in den letzten Minuten mussten sie dem hohen Aufwand entsprechend Tribut zollen und die höhere individuelle Klasse sowie die – freilich wenig verwunderlich – bessere Abstimmung sollten das Pendel doch noch zu Gunsten der favorisierten Rugbybulls ausschlagen lassen – 46 : 40!

Danach war alles angerichtet, die „Finals“ im Rollstuhlrugby steuerten auf ihren Höhepunkt zu: Steiermark gegen Oberösterreich, grüne Mark gegen Stahlstadt. Es konnte nur einen geben, es galt den österreichischen Meister 2023 zu küren!

Die Favoritenrolle war klar verteilt: Das zurzeit unbestritten beste österreichische Team sah sich in voller Mannstärke einem 6.5-Punkte, respektive 6.0-Punkte-Line up gegenüber. Es bedurfte demnach eines perfekt exekutierten Matchplans, einzelner über sich hinauswachsender Akteure und des berühmten, vielzitierten Matchglücks um die absolute Sensation bewerkstelligen zu können.

Insbesondere zu Beginn des Finales schienen einige der Zutaten tatsächlich Teil einer vielversprechenden und hoffnungsfroh stimmenden Rezeptur zu werden: Hochkonzentriert, voll fokussiert, getragen von positiver Energie und tollem Mannschaftsgeist gelang es der bewährten Starting Four mit Bravour dem Favoriten die Stirn zu bieten. Try folgte auf Try, manch Ball nahm einen glücklichen Bounce, unsere taktische Ausrichtung funktionierte formidabel und schien die Steirischen Eichen anfangs ein wenig auf dem falschen Fuß zu erwischen. Dieser, für manchen doch überraschende Verlauf, sollte auch durch die 1. Viertelpause nicht gestoppt werden, vielmehr fand er in Spielabschnitt zwei weiterhin seine erfolgreiche Fortsetzung – sehr zur Freude der oberösterreichischen Bank. Gegen Ende des 2. Viertels erfolgte der erste Wechsel, das zuvor gute Niveau konnte gehalten werden, zur Halbzeit lagen wir nur wenige Tries im Hintertreffen. Persönlich ist es mir ein Anliegen, die Performance von Sarah Obermayr hervorzuheben. Wie ein echter Routinier spulte sie ihr Programm ab und trug somit maßgeblich dazu bei, dass wir uns nach wie vor auf Tuchfühlung mit Schloffer & Co befanden.

Nach dem Seitenwechsel trat leider das ein, was ein wenig zu befürchten stand. Die Steirer nahmen taktische Adjustments vor, die leider rasch die erwarteten Früchte trugen. Mit Fortdauer der Begegnung machte sich zudem nicht zuletzt auch die körperliche Unterlegenheit immer stärker bemerkbar. Nach und nach schlug sie sich in einer sukzessive immer ein wenig deutlicher ausfallenden Ausprägung auch auf dem Scoreboard nieder. Wir ließen weiterhin nichts unversucht, warfen alles, was wir hatten in die Waagschale, fügten uns keinesfalls kampflos unserem Schicksal.

Nichtsdestotrotz wuchs der Vorsprung der Gastgeber kontinuierlich an, was in Halbzeit eins noch ein Kampf mit offenem Visier gewesen war, entwickelte sich gegen Ende zu einer immer deutlicher werdenden Angelegenheit.

In Anbetracht und Kenntnis der Umstände, unter denen wir in die „Austrian Finals“ gingen, fehlten uns doch nicht zuletzt zwei wichtige Highpointer-Stützen, wäre es allerdings leicht vermessen, zu behaupten, dies sei unter Zugrundelegung einer realistischen Erwartungshaltung überraschend gekommen. Nach 32 gespielten Nettominuten leuchtete ein 38 : 58 von der Anzeigetafel.

Mag es am Ende auch die obligatorische Niederlage gesetzt haben, so blieb uns allen doch die Erkenntnis unsere Hausaufgaben gemacht und eine interessante Entwicklung hingelegt zu haben. Diesen Weg gilt es weiterhin beharrlich und konzentriert zu verfolgen, um beim nächsten Anlauf neuerlich ein Stück näher an den Ligaprimus heranrücken zu können. Uns bleibt im Hinblick auf den Sport nur noch eines zu sagen: Herzliche Gratulation an den neuen Staatsmeister, die Steirischen Eichen!

Zu guter Letzt möchten wir uns naturgemäß in aller Form bei unseren Betreuern Milan und Gottfried bedanken, ohne deren tatkräftige Unterstützung ein Antreten bei den „Austria Finals“ definitiv nicht möglich gewesen wäre.

Ergebnisse im Überblick:

Danube Steelers (OÖ) – Four Aces (NÖ) 49 : 21
Steirische Eichen (Stmk) – Rugbybulls (S) 48 : 36
Rugbybulls (S) – Four Aces (NÖ) 46 : 40
Steirische Eichen (Stmk) – Danube Steelers (OÖ) 58 : 38